#010 5 Dinge, die vom Schach lernen kannst
ZUKUNFTS-PODCAST
vom erfolgreichen Zukunftscoach und Mr. Future
SVEN GABOR JANSZKY
Welche Strategien und Learnings aus dem Schachspiel, Dir in Deinem Leben und beim Erreichen Deines Zukunfts-ICHs helfen können.
Hallo, herzlich willkommen zu einem neuen Zukunftsimpuls, den ich für Dich vorbereitet habe.
Dieses Mal geht es um ein ganz besonderes Thema, und zwar darum, welche Strategien und Learnings aus dem Schachspiel, Dir in Deinem Leben und beim Erreichen Deines Zukunfts-ICHs helfen können. Ich habe für Dich die fünf größten Learnings zusammengefasst, die ich als Schachspieler im Laufe meines Lebens bisher aus dem Schach gezogen habe und die ich für die Gestaltung der eigenen Zukunft für sehr wichtig halte.
Ein interessanter Punkt vorweg, bevor ich zu den Learnings komme: Die wenigsten wissen, dass die meiste Art, professionell Schach zu spielen in einer Mannschaft passiert. Eine Mannschaft hat acht Spieler und jeder hat die Verantwortung für einen Punkt. Also der beste Spieler in der Mannschaft macht nicht mehr als der schlechteste, weil jeder nur einen Punkt machen kann. Bei Unentschieden kriegt man einen halben Punkt.
Und wenn man Schach in der Mannschaft spielt, dann verändert das auch Deine eigene Spielart. So ein Spiel dauert ungefähr 5 Stunden, da steht man auch mal auf und geht zum Nachbar Brett, also zum Kollegen in der Mannschaft, und schaut, wie sich sein Spiel entwickelt, ob er gewinnt oder verliert. Und je nachdem, was man da sieht, verändert das auch das eigene Spiel. Also man spielt entweder risikoreicher, wenn die anderen gerade am Verlieren sind, oder man reduziert sein Risiko ein bisschen. Das sind Sachen, die viele Menschen über das Schachspiel gar nicht wissen.
Ich spiele sehr gerne Schach. Früher habe ich das nahezu professionell gemacht und in dieser Zeit habe ich einiges für mein Leben gelernt und ich würde Dir gerne ein paar von diesen Punkten mitgeben.
Ich möchte die Gedanken in Dir hervorrufen, warum es sinnvoll ist sich selbst mit Schach zu beschäftigen, oder auch Deinen Kindern das Schachspiel beizubringen, weil es was mit der Sicht aufs Leben zu tun hat.
Also was sind diese fünf Punkte, die ich Dir gerne mitgeben möchte?
Der erste liegt eigentlich auf der Hand: Beim Schach geht es darum vorauszudenken. Man fragt sich während des Spiels: “Wofür sorgt oder wohin führt dieser Zug?“ Und man prognostiziert permanent in seinem Kopf die nächsten Züge vor, mindestens drei Züge von jeder Seite, in manche Stellungen sogar bis zu 10, 15 Züge. Und all das sorgt für ein sehr strategisches Denken. Das ist wahrscheinlich nicht neu für Dich.
Aber es gibt einen zweiten Faktor, der nicht so wirklich bekannt ist. Der Faktor "Zeit." Vielleicht hast Du das schon mal gesehen, wenn zwei Schachspieler sich gegenübersitzen und spielen, dann ist dazwischen nicht nur das Brett, sondern es gibt eine Schachuhr mit zwei Knöpfen und immer, wenn ein Spieler einen Zug gemacht hat, dann drückt er auf den Knopf, dann läuft beim anderen die Zeit los. Diese Uhr ist dafür da, um zu messen, wie lange ein Spieler zum Überlegen braucht. Und man hat nur eine bestimmte Zeit für so ein professionelles Spiel, meistens 90 Minuten pro Spieler.
Hierbei lernt man die Korrelation von Zeit und Qualität. Also kurz gesagt: Wenn ich viel Zeit habe und viel nachdenke, dann hat mein Spiel eine höhere Qualität und ich würde wahrscheinlich gewinnen. Aber wenn ich zu viel Zeit verbrauche, verliere ich trotzdem, obwohl ich eine super Stellung habe, weil meine Zeit irgendwann abläuft.
Was will ich Dir damit sagen? Zeit und Qualität haben eine Korrelation, und zwar nicht nur beim Schach. Auch im Leben. Zeit und Qualität hängen voneinander ab. Und komischerweise für jemanden, der Schach gespielt hat, ist es das Banalste der Welt. Ich habe das als Kind gelernt. Viele meine Coachees müssen das erstmal verstehen, dass man nicht alles gleichzeitig auf einmal machen kann. Man muss sich auf das Wesentliche in seinem Leben konzentrieren und schnelle Entscheidungen treffen. Und genau diese Zeit-Qualitäts-Korrelation ist ein permanentes Selbst-Training und Schach trainiert das ganz wunderbar.
Wir haben keine unbegrenzte Zeit. Wir haben nur eine bestimmte Zeit Ressource und eines der wichtigsten Themen, die man auf dem Weg zu seinem Zukunftsbild verstehen muss, ist: Wo stecke ich meine Zeit hin?
Der zweite Punkt ist ein Satz meines Schachtrainers: "Eine Drohung ist immer stärker als ihre Ausführung".
Das klingt vielleicht ein bisschen bedrohlich, aber für mich ist das ein Satz, der mich mein Leben lang geprägt hat. Für Schach heißt es: je mehr Drohungen ich gegen meinen Gegner aufstelle, desto schlechter kann der sich verteidigen.
Was ist eine Drohung? Eine Drohung im Schach ist, wenn ich im nächsten Zug mit meiner Figur eine gegnerische Figur schlagen kann. Wenn ich eine Drohung auf dem Brett habe und der Gegner ist dran, dann kann er sich einfach verteidigen. Wenn ich zwei Drohungen gleichzeitig auf dem Feld habe, dann fällt es ihm schon schwerer, sich zu verteidigen, weil der ja nur einen Zug hat. Wie verteidigt man sich mit einem Zug gegen zwei Drohungen gleichzeitig? Schwierige Sache, geht aber meistens noch. Ab der dritten Drohung bricht das Spiel zusammen.
Das bedeutet: man gewinnt, wenn man viele Drohungen gleichzeitig hat. Deshalb ist es fürs Schach eine kluge Sache, wenn man eine Drohung aufbaut, diese nicht sofort auflösbar. Und wenn man es schafft, die zweite und dann die dritte Drohung danebenzustellen, dann hat man quasi gewonnen. Also "Drohungen sind stärker als ihre Ausführung".
Was heißt das fürs Leben? Ein Leben bei dem man mehreren Drohungen bzw. andauernde ungelöste Probleme parallel hat, ist nicht auszuhalten. Es geht nicht. Es wird irgendwann kollabieren.
Wenn ich nur ein andauerndes Problem habe, dann kann ich es in meinem Leben managen. Ein Beispiel für Dich: Wenn Du ein Problem in Deiner Partnerschaft hast, das kann man das noch irgendwie aushalten. Wenn dazu noch ein Problem im Beruf kommt, dann wird es echt schon schwer. Mit starker Selbstdisziplin und guten Nerven kannst Du es aushalten. Wenn noch Finanzprobleme beispielsweise auftreten, dann brichst Du wahrscheinlich zusammen.
Also Du brauchst eine Strategie, um Drohungen, also andauernde Probleme in Deinem Leben sofort aufzulösen. Selbst wenn es ein bisschen was kostet.
Das hat mich in meinem Leben wahrscheinlich vor den schlimmsten Situationen bewahrt. Das ist der Grund, warum ich sage: "Ich habe gelernt, in meinem Leben konsequent zu sein." Konsequenz heißt, dass man ein Problem nicht stehen lässt, sondern es konsequent löst.
Und genau das fordere ich von meinen Zukunfts-Coachees und von Dir. Sobald Du eine Drohung spürst, geh sofort und aktiv aus dieser Drohung heraus.
Das lernt man beim Schachspiel. Selbst, wenn es was kostet, ist es immer noch besser, als wenn irgendwann im Leben mehrere andauernde Probleme zusammenkommen. Das ist das zweite Learning.
Das dritte Learning aus dem Schachspiel ist auch etwas, was die meisten nicht-professionellen Schachspieler nicht kennen.
Gute Spieler beurteilen eine Stellung, also eine Situation auf dem Schachbrett nicht nach dem Figurenwert, sondern nach sogenannten Tempi. Was sind Tempi? Tempi sagt: Wie viele aktive Schritte nach vorne habe ich mehr gemacht als mein Gegner?
Aktive Schritte nach vorne heißt: Ein Zug, bei dem ich eine neue Figur so setze, dass sie den Gegner bedroht. Wie viele von diesen Zügen habe ich mehr gemacht als mein Gegner?
Nicht jeder Zug bedroht einen Gegner - ich kann auch eine Figur zurückziehen, dann ist das ein minus Tempo.
Zweite Frage: Wie viele aktive Schritte muss ich noch machen, damit mein Gegner nicht mehr aktiv nach vorne spielen kann, sondern gezwungen ist, sich nur noch zu verteidigen?
An diesem Punkt trennen sich Gewinner von Verlierern, weil der eine immer mehr Tempi aufbaut, der andere Tempi immer weiter verliert, weil er sich verteidigen muss.
Aufs Leben übertragen heißt es: Ich muss immer das Wichtigste in meinem Leben tun. Projekte machen, die mein Leben nach vorne bringen, in eine bessere Zukunft führen. Aber ich brauche Zeit, um aktiv nach vorn spielen zu können.
Im dritten Teil meines Coachings, dem Rulebreaker Programm, gibt es eine Übung:
Wir machen gemeinsam einen idealen Wochenplan. Also wir nehmen uns Deinen Kalender und schreiben blockweise Zeiten hinein. Und zwar jeden Tag 24 Stunden. Was tue ich zu welcher Zeit?
Erst wenn man diesen Kalender für sich zusammengestellt hat, dann kann man beurteilen: Habe ich genug Zeit, um nach vorne zu spielen, um Tempi aufzubauen?
Nur wenn Du ausreichend Zeit für Neues hast, wirst Du Dein Zukunfts-ICH auch erreichen können.
Viertes Learning aus dem Schach heißt: Eine eigene Meinung ist eine Meinung und keine Wahrheit. Ich erkläre mal, was das für mich mit Schach zu tun hat, weil da eine kleine Geschichte dahintersteckt.
Ich habe mal als Schüler gegen einen der besten erwachsenen Spieler der Stadt gespielt – eine riesige und einmalige Chance für mich. Das Spiel lief gut für mich, meine Stellung war viel besser als die meines erfahrenen Gegners. Aber es gab ein Problem: Während mein Gegner noch 45 Minuten Zeit auf seiner Uhr hatte, waren es bei mir nur noch fünf!
Ich hatte zu lange nachgedacht und mir eine großartige Stellung erkämpft, aber ich hatte einfach viel Zeit verbraucht. Ich habe das Spiel nur wegen der abgelaufenen Zeit verloren und das war in meinen Augen einfach nur ungerecht.
Ich habe mich bei meinem Trainer und den anderen Spielern beschwert, aber sie konnten meine Wut, meine Enttäuschung nicht verstehen, denn ich hatte einfach zu viel Zeit verbraucht – so ist eben das Spiel.
Für mich war das ein Punkt in meinem Leben, an dem ich erkannt habe, dass es in dieser Welt kaum Fakten gibt.
Also was sind Fakten? Im Schachspiel sind die Fakten die Figuren auf dem Brett. Aber wenn man diese Fakten mit anderen Fakten in Verbindung bringt, z.B. mit der Zeit, dann entstehen verschiedene Meinungen.
Damals entstand meine Meinung: "Das ist total ungerecht. Ich habe besser gespielt ". Und die anderen Meinungen waren: "Wieso? Das ist doch ganz normal. Du hast zu viel Zeit verbraucht und deshalb verloren".
Ich möchte Dir hiermit sagen: Es gibt keine Wahrheit. Es gibt Meinungen und das ist völlig okay, weil Meinungen sind wahnsinnig wertvoll. Und aus dem Austausch von verschiedenen Meinungen kann man sein eigenes Zukunftsbild prägen.
Fünftes Learning lautet: Tue Dinge in Deinem Leben, die Computer nicht tun können.
Ich habe damals aufgehört professionell zu spielen, als plötzlich Schachcomputer da waren. Da hatte ich die Lust verloren, weil es nur noch eine Frage der Leveleinstellung war, ob ich gegen Computer gewinne oder nicht. Daraus habe ich gelernt, dass es keinen Sinn macht, sich mit Computern anzulegen.
Und deshalb ist „Zukunft erkennen“ für mich der erste Schritt auf dem Weg zum Zukunfts-ICH. Das heißt: Mache Dir ein Bild deines Umfeldes in fünf Jahren. Und wenn Du erkennst, dass das, was Du heute in deinem Job tust, in fünf Jahren von Computern gemacht wird, dann ist das eine der wichtigsten Information für dein Zukunfts-ICH.
Weil Du dann in die andere Richtung gehen musst. Wie Jack Ma, der Gründer von Alibaba, immer wieder auf Konferenzen sagt: „Es macht keinen Sinn, unseren Kindern in der Schule das beizubringen, was Computer auch können, bringt ihnen Dinge bei, die Computer nicht können“.
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